Überspringen zu Hauptinhalt

Blogparade LebensMUTivation

Meine liebe Freundin, Kollegin und LebensMUTivationsexpertin Andrea Heckmann hat mich gefragt, ob ich nicht bei Ihrer Blogparade mitmachen und einen Blogartikel zum Thema LebensMUTivation (das ist Andrea´s Wortschöpfung für Psychoonkologie) schreiben möchte.

Natürlich möchte ich das, denn auch mir ist es ein großes Herzensanliegen, dass Krebspatienten in meiner Praxis mit LebensMUTivation, Hoffnung und Zuversicht psychoonkologisch begleitet werden.

Aber was genau bedeutet für mich der von Andrea geprägte Begriff LebensMUTivation eigentlich?

Das Zitat „Federn lassen und dennoch schweben, das ist das Geheimnis des Lebens.“ von Hilde Domin beschreibt es für meinen Geschmack schon sehr passend.

In der psychoonkologischen Therapie bedeutet LebensMUTivation für mich in erster Linie, mit dem Patienten gemeinsam Möglichkeiten und Wege zu entwickeln, die helfen, dem dominierenden Gefühl der Angst etwas entgegenzusetzen und Raum für Mut, Vertrauen und Hoffnung zu schaffen. Für Patienten mit niederschmetternden Diagnosen und Prognosen, die teilweise zwischen Tür und Angel überbracht wurden, ist es besonders wichtig, wieder Werte, die Halt geben, empfinden zu können. Priorität hat dabei die Rückverbindung mit den eigenen Kraftquellen, denn diese Ressourcen wirken dem Verlust der Autonomie und der Selbstentfremdung entgegen und bringen wieder Stabilität ins Leben.

Alternativen zu Dr. Google

Da die Konfrontation mit der Diagnose schon schwer genug ist, empfehle ich dringend, sich nicht mit negativen Verlaufsbeschreibungen und Statistiken von Dr. Google oder angstmachenden Geschichten aus dem Bekanntenkreis zu befassen, sondern wenn Informationsbedarf besteht, sich lieber mit positiven Beispielen, die es ja durchaus auch gibt, zu stärken. Ich verweise oft auf das Internetportal „The Radical Remission Project“ der amerikanischen Krebsforscherin Dr. A Kelly Turner, auf dem man nach positiven Verläufen nahezu jeder Krebserkrankung suchen kann.

Ebenfalls kann auch das Buch von Dr. A Kelly Turner „9 Wege in ein krebsfreies Leben“ eine große Hilfe sein. In diesem Buch beschreibt die Autorin die Auswertung ihrer jahrelangen Forschung zum Thema Remissionen bei Krebserkrankungen. Sie fasst zusammen, welche 9 Faktoren bei den positiven Verläufen und Heilungen ausschlaggebend waren. Interessant dabei ist, dass die meisten Faktoren im eigenverantwortlichen Bereich liegen. Dazu gehören  z.B. positive Emotionen verstärken, der eigenen Intuition folgen, die spirituelle Verbindung vertiefen sowie starke Gründe für das Leben haben. Gerade die starken Gründe für das Leben, die Sinnfindung im Leben zu erfassen, empfinde ich als ganz starke LebensMUTivation. Dazu gehört natürlich auch die Beschäftigung mit dem bisher ungelebten Leben, der Selbstverwirklichung, möglichen Zielen und auch dem Hinterfragen des bisherigen Lebens. Nahezu alle Betroffenen schwerer Erkrankungen bemerken die Notwendigkeit, sich mit dem bisherigen Leben auseinanderzusetzen und Möglichkeiten zu suchen, sich in dem weiteren Leben unter nun anderen Voraussetzungen neu zu orientieren. Oft ergibt sich während der psychoonkologischen Begleitung in kleinen Schritten eine völlige Neugestaltung des Lebens zum Beispiel durch das Loslassen von krankmachenden Faktoren und die Verwirklichung von realistischen Träumen. Das kann der Betroffene oftmals während dieser schweren Lebensphase nicht allein anpacken. In diesem Prozess ist ein wertfreies Gegenüber mit Zeit, Geduld und Verständnis, das den Weg begleitet, wohin er auch führt, oft unabdingbar – und genau das ist auch LebensMUTivation.

Mutmachbücher für Krebspatienten

Ich werde oft von Patienten gefragt, welches weitere Buch bei der Krankheitsbewältigung unterstützend und hilfreich sein kann und Inspirationen für die jetzige Lebensphase bieten könnte. Meine Empfehlungen sind in der Regel Bücher, die sich inhaltlich stark mit der LebensMUTivation befassen. Da gibt es natürlich viel Lesestoff in meiner Bibliothek, aber die absoluten Klassiker sind für mich „Prognose Hoffnung“ von Bernie Siegel, „Hoffnung bei Krebs“ von Dr. med. Walter Weber, „Diagnose Krebs. Wendepunkt und Neubeginn: Ein Handbuch für Menschen, die an Krebs leiden, für ihre Familien und für ihre Ärzte und Therapeuten“ von Lawrence LeShan sowie „Die Reise mit Paula“ von Irvin D. Yalom. Ebenso bieten die Werke von O. Carl Simonton eine gute Grundlage, selbst aktiv zu werden und nicht nur den Arzt oder Heilpraktiker machen zu lassen. Das ist sehr wichtig, denn reine Passivität wirkt lähmend und hemmt die Eigenverantwortung.

Für einige Betroffene ist auch das Lesen von Märchen, Kinderbüchern oder Gedichten eine Möglichkeit, in andere Welten einzutauchen, Inspirationen zu finden und all das Schwere für einen Moment loszulassen. Figuren wie Pippi Langstrumpf werden nicht selten genannt als Vorbild für Mut. Ich erinnere mich an eine Patientin, die ich in der Anamnese nach ihrem Lebensmotto fragte und sie nannte folgendes Zitat von Pippi: „Das habe ich noch nie vorher versucht, also bin ich völlig sicher, dass ich es schaffe.“ 

Leben mit dem Tod – LebensMUTivation bis zum letzten Atemzug

Leider können heutzutage noch nicht alle Krebserkrankungen geheilt werden, trotzdem ist LebensMUTivation bis zum letzten Atemzug eine wichtige Kraft. Organisationen wie z.B. der Wünschewagen oder der Verein Herzenswünsche e.V., die unheilbar erkrankten Menschen in der letzten Lebensphase noch Wünsche erfüllen, zeigen, dass das Leben auch kurz vor dem Tod noch Freude machen kann und dass es auch in dieser Lebensphase noch Ziele gibt. Ebenso dreht sich in Hospizen wahrlich nicht alles um das Sterben, sondern vielmehr um das Leben. Es wird dort gelebt, gefeiert, gelacht, geweint, getröstet, sogar geheiratet und eben gestorben. Das bedeutet leben bis zum letzten Augenblick-all das ist LebensMUTivation pur und erinnert stark an den letzten Absatz des Gedichtes Stufen von Hermann Hesse:

„Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
Des Lebens Ruf an uns wird niemals enden,
Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!“

LebensMUTivation in meiner Praxis

In meiner Praxis bedeutet LebensMUTivation auch, dass neben dem klassischen therapeutischen Gespräch am Tisch methodenübergreifend auch sehr lebendige, kreative, szenische sowie auch meditative Elemente und Bewegung eingesetzt werden. Bei gutem Wetter kann das gerne auch mal draußen bei einem Spaziergang um den See sein. Zum Glück liegt meine Praxis an einem so schönen LebensMUTivations-Ort, wo das ganz unkompliziert möglich ist.

Danke!

Vielen Dank an Andrea Heckmann für die wunderbare Idee dieser LebensMUTivations-Blogparade. Die Beiträge von allen Teilnehmern finden Sie auf der Homepage von Andrea Heckmann.

An den Anfang scrollen